Umschalt-Mentalität – So bleiben deine Spieler nach Ballverlusten im Spiel

Stell dir vor, deine Mannschaft hat den Gegner im letzten Drittel eingeschnürt. Geduldig wird der gegnerische Abwehrverbund umspielt, um eine Anspielstation in deren Verbund zu finden. Nach einigen Pässen um den Block findet dein Aufbauspieler euren Zehner zwischen den Reihen des Gegners. Unglücklicherweise war der erste Kontakt deines Zehners unsauber. Er kann von einem Gegenspieler attackiert werden. Der Zehner geht zu Boden und der Ball ist beim Gegner. 

Doch deine Spieler hadern nicht mit dem Ballverlust. Im Gegenteil – sie erkennen sofort die Chance auf ein Gegenpressing. Anspielstationen werden zugestellt. Der Raum in Ballnähe wird verengt. Dein Zehner ist direkt wieder aufgesprungen und im Vollsprint auf dem Weg zum Ballführer. Der kann den Ball dann sogar zurückerobern und im direkten Anschluss ein Tor erzielen. Keine 5 Sekunden liegen zwischen Ballverlust, Balleroberung und Torerfolg.

Das klingt nach einer Traumvorstellung als Trainer – Spieler, die nach einem Ballverlust nicht abschalten, nicht mit dem Fehler beschäftigt sind und nicht ihre Intensität in den Aktionen reduzieren. Stattdessen fokussieren sich die Spieler voll und ganz auf den gegenwärtigen Moment. 

In der Realität sieht es jedoch oft anders aus. Nach Ballverlusten wird auch mal gehadert, stehen geblieben oder geflucht oder zumindest nicht direkt gehandelt – Warum ist das so? Und was können wir dagegen tun?

Was du in diesem Blog-Beitrag erfährst?


Was ist die Umschalt-Mentalität?

Der Begriff bezieht sich auf die Einstellung und das Verhalten von Spielern nach dem Verlust des Balles. Spieler mit einer Umschalt-Mentalität konzentrieren sich auch unmittelbar nach dem Ballverlust auf das, was gerade passiert. Sie handeln sofort zielgerichtet und mit einer hohen Intensität. 

Neben diesem direkten und intensiven Handeln nach einem Ballverlust, entscheiden natürlich auch taktisch-strategische Komponenten über den Erfolg des Umschaltspiels. Jedoch stellt die Umschalt-Mentalität eine wesentliche Grundlage für den Erfolg des Umschaltspiels dar.

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Fehler und Rückschläge 

Psychologisch betrachtet ist das Entwickeln einer Umschalt-Mentalität alles andere als einfach. Das eigene Ziel – das Erzielen eines Tores – rückt mit einem Ballverlust in die Ferne. Denn, um zum Torerfolg zu kommen, ist es notwendig, in Ballbesitz zu sein. Folglich stellt der Verlust des Balles einen Rückschlag dar. Der Ball muss erst zurückerobert werden, bevor sich dem Erzielen von Toren gewidmet werden kann. 

Denn Rückschläge führen zunächst zu Emotionen wie Enttäuschung oder Frust und können negative Gedankenmuster verursachen. In solchen Situationen erscheint es deshalb nur menschlich, dass nicht direkt nach vorne gerichtet wird und die Motivation abfällt. 

Obendrein steht ein Ballverlust auch immer in Verbindung mit einem „Fehler“. Es erscheint einfacher, sich über sich selbst zu ärgern, sich von der Situation abzuwenden oder seinem Mitspieler Vorwürfe zu machen, anstatt direkt wieder zu handeln. 

  • Ballverluste stellen einen Rückschlag dar und stehen in Verbindung mit einem „Fehler“.
  • In solchen Situationen ist hadern, den Kopf hängen lassen oder ähnliches Verhalten nur menschlich.
  • Das erschwert das direkte nach vorne schauen und handeln.

Keine Zeit für Verarbeitungsprozesse

Das lässt sich auch auf das Leben übertragen. Nur wenige werden nach einer schlechten Note, einer Jobabsage oder einer Unachtsamkeit mit negativen Folgen direkt wieder zielorientiert nach vorne blicken und handlungsorientiert denken. Nach einem Misserfolg folgt erstmal ein Verarbeitungsprozess. 

Dafür ist auf dem Fußballplatz aber keine Zeit. Solange das Spiel läuft, muss die Aufmerksamkeit fast durchgehend auf die Gegenwart und die nahe Zukunft gerichtet sein, um handeln zu können – eine Herausforderung, die, nach vermeintlichen Rückschlägen wie Ballverlusten, schwierig ist.

  • Wie können wir unseren Spielern helfen, diese Herausforderung zu meistern?

Die Umschalt-Mentalität in 3. Schritten entwickeln

#1 Phasenübergreifend üben

Übungsformen können, bei einer undurchdachten Gestaltung, ein riesiges Problem bei der Entwicklung der Umschalt-Mentalität darstellen. Stell dir vor:

  • Rondo. Der Ball wird vom Verteidiger abgefangen.
  • Übungsform mit dem Schwerpunkt Spielaufbau. Keine Anschlussaktion nach Ballbesitzwechseln.
  • Übung zum Ausspielen der Überzahl im 3 gegen 2. Direkter Abbruch nach Ballverlust.

Was sind die Konsequenzen?

Es wird abgeschaltet. Es wird über die letzte Aktion nachgedacht. Es wird sich beim Mitspieler über sein unsauberes Abspiel beschwert – und jetzt das Entscheidende – ohne dass das Spiel einem die negativen Folgen dieser Verhaltensweisen aufzeigt. Wiederholt sich das Ganze regelmäßig, werden diese Verhaltensweisen auch noch zu Automatismen. Die muss man seinen Spielern dann erstmal mühselig „abtrainieren".

Daher sollte konsequent darauf geachtet werden, dass phasenübergreifend geübt wird. Verbinde daher jede Übungsform mit einer Umschaltaktion. Das muss auch nicht lange dauern. Aber die Lernbedingungen müssen die Spieler dazu „zwingen“, nach Ballverlusten fokussiert zu bleiben. 

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#2 Fehler-Coaching

Fehler gehören zum Spiel und lassen sich niemals komplett abschalten. Daher ist es als Trainer hilfreich, sich nicht nur mit der Vermeidung, sondern auch mit dem Umgang mit Fehlern auseinanderzusetzen. 

Wenn du Spieler willst, die nach Fehlern und Rückschlägen proaktiv nach vorne blicken, dann coache auch so:

  • Gehe nicht auf fußballerische Fehler ein, die für den Spieler offensichtlich sind – vor allem dann, wenn ein Spieler noch nicht die Fähigkeiten besitzt, die Art von Fehlern zu vermeiden.
  • Lenke die Aufmerksamkeit nach Fehlern auf die Gegenwart und die Zukunft – teile daher nicht mit was falsch war, sondern was anders oder bei der nächsten Aktion gemacht werden soll.
  • Gehe auf den Zeitraum nach Fehlern ein - auch auf emotionaler Ebene: Wie kann ich als Spieler damit umgehen, dass ich gerade einen folgenschweren „Patzer“ gemacht habe?
  • Und das Wichtigste: Vermittle deinen Spielern, dass Fehler ein unvermeidlicher Teil des Spieles und ein notwendiger Aspekt der Entwicklung sind. Durch die „Normalisierung“ von Fehlern wird es deinen Spielern leichter fallen, nach Ballverlusten in Aktion zu bleiben.

Der größte Fehler, den du im Leben machen kannst, ist, ständig zu fürchten, einen zu machen.

Elbert Hubbard

#3 Ein klarer Umschalt-Plan

Gleich gehts weiter...

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Autor: Luis Österlein

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